Hautzustände & Routinen
Couperose
Rötungen und Äderchen im Bereich von Nase und Wangen können auf eine Couperose hinweisen. Mehr zu ihrer Ursache und der passenden Hautpflege liest du in unserem Artikel.
Eine feste Definition für empfindliche Haut gibt es nicht. Meist lässt das subjektive Empfinden auf den sensiblen Hauttyp schließen. Wie du mit einer empfindlichen Haut umgehst und sie bestmöglich pflegst erfährst du in diesem Beitrag.
Informationen geprüft und erstellt in Kooperation mit der Biochemikerin Dr. Sarah Schunter aus München.
Empfindliche, sensible oder hypersensitive Haut ist kein eigener Hauttyp, sondern ein Hautzustand, der sich durch verschiedene äußere oder innere Faktoren charakterisiert. Studien kommen zu dem Ergebnis, dass bis zu 50 % aller Frauen und fast 44 % aller Männer ihre Haut als empfindlich beschreiben würden. Betroffene empfindlicher Haut nennen dabei zum Beispiel die folgenden Symptome:
Meist ist es eine Selbsteinschätzung, die den Schluss auf eine empfindliche Haut ziehen lässt. Denn nicht immer ist es möglich, eindeutige Trigger oder Faktoren zu benennen, die zu den oben genannten Symptomen führen können – vielmehr ist es ein Erfahrungswert. Auch kann nicht ausgeschlossen werden, dass empfindliche Haut eine Folge falscher oder unpassender Pflege sein kann. Dennoch gibt es auf und in der Haut ein Anzeichen, die objektiv betrachtet typisch für eine empfindliche Haut sind:
Die oberste Schicht unserer Haut ist die Hornschicht. Ihr Aufbau erinnert an eine Backsteinmauer, bei der sich die Hornzellen der Haut wie Ziegel übereinanderstapeln und von den sogenannten Barrierelipiden zusammengehalten werden. Auf diese Weise wird aus Hornzellen und Barrierelipiden die Hautbarriere gebildet.
Die Hautbarriere ist dank ihres Aufbaus sowohl stabil als auch wasserundurchlässig. Die Hornzellen sorgen dabei für die Stabilität und die Barrierelipide für den Schutz vor übermäßiger Verdunstung von Wasser (transepidermaler Wasserverlust, TEWL).
Eine intakte Hautbarriere setzt somit den Grundstock für eine gesunde Haut, die äußeren Faktoren gegenüber geschützt ist. Im Gegensatz dazu ist eine gestörte Hautbarriere anfällig gegenüber äußeren Faktoren, sie ist zudem feuchtigkeitsarm, sensibel und trocken.
Empfindliche Haut hat häufig etwas mit dem Zustand unserer Hautbarriere zu tun. Ist die Hautbarriere gestört, kann es zu den folgenden Problemen kommen:
Zunächst geht es darum, reizende Stoffe so gut es geht aus deiner Hautpflege zu streichen. Das können zum einen die typischen Reizstoffe wie Parfum, Duftstoffe, ätherische Öle oder Alkohol sein. Aber auch bestimmte Pflegestoffe können (z. B. je nach Konzentration) bei empfindlicher Haut individuell zu Problemen führen. Bei empfindlicher Haut solltest Du daher die folgenden Stoffe entweder behutsam auf ihre Verträglichkeit testen oder sie sogar ganz meiden:
Die Reinigung ist für die Haut und die Hautbarriere ein kritischer Schritt in der Pflegeroutine. Ist die Reinigung zu intensiv oder sind die waschaktiven Substanzen zu harsch, kann das die Hautbarriere maßgeblich stören. Für die Reinigung empfindlicher Haut gilt daher: so wenig wie möglich, so oft wie nötig.
Fettet deine Haut über Nacht nicht nach, reinige morgens nur mit lauwarmem Wasser und verzichte auf ein Reinigungsprodukt. Eine Reinigung am Abend ist meist ausreichend. Nutze dafür ein mildes und pH-hautneutrales Reinigungsprodukt, zum Beispiel Reinigungsöl, Reinigungsbalsam, Reinigungsmilch oder Reinigungslotion.
Übrigens: da Reinigungsprodukte wieder von der Haut abgewaschen werden, ist es oftmals unproblematisch, wenn zum Beispiel Vitamin E (INCI: Tocopherol, Tocopheryl Acetate) enthalten ist. Solange dieses nicht auf der Haut verbleibt, ist der Kontakt mit der Haut so gering, dass keine Reizung zu erwarten ist. Dennoch gilt auch hier: Verträglichkeit individuell austesten.
Bei empfindlicher Haut sollten weder chemische, physikalische noch Enzympeelings genutzt werden.
Im Idealfall solltest du bei empfindlicher Haut möglichst wenige Pflegeprodukte benutzen, denn jedes Produkt kann potenziell zu einer Reizung der Haut führen. Wer seine Haut jedoch gut kennt und bereits eine verträgliche Feuchtigkeitscreme nutzt, kann zusätzlich ein hautberuhigendes Serum mit Panthenol, Allantoin, Bisabolol, Grünteeextrakt oder Beta-Glucan integrieren.
Feuchtigkeitscremes und Moisturizer für empfindliche Haut, sind häufig minimalistisch formuliert. Es geht darum, die Haut zu pflegen, sie zu beruhigen und die Hautbarriere zu stärken. Es eignen sich Cremes ohne Parfüm oder reizende Stoffe. Auch die oben genannten Pflegestoffe sollten nach Möglichkeit gemieden werden, wobei es jedoch immer auch auf den Kontext und die jeweilige Einsatzkonzentration ankommt. Daher die Verträglichkeit von Feuchtigkeitscremes stets individuell austesten.
Synthetische beziehungsweise chemische Lichtschutzfilter können bei empfindlicher Haut manchmal eine Reaktion auslösen. Dies solltest du jedoch individuell austesten und gegebenenfalls auf Sonnencremes mit den physikalischen Filtern Titandioxid oder Zinkoxid umsteigen. Keinen Sonnenschutz zu tragen ist hingegen keine Option, da empfindliche Haut leicht auf UV-Strahlung reagiert und das den Hautzustand negativ beeinflussen kann. Alles zum Thema Sonnenschutz bei empfindlicher Haut liest Du auch in unserem Beitrag „Sonnencreme für empfindliche Haut“.
Es erklärt sich von selbst, dass alldiejenigen Stoffe zu meiden sind, die für ihr Irritationspotenzial bekannt sind. Dazu gehören zum Beispiel Parfüm, Duftstoffe, ätherische Öle, Alkohol (INCI: Alcohol, Alcohol denat.), intensive waschaktive Substanzen wie Sodium Laureth Sulfate oder Sodium Lauryl Sulfate, Peelings und bestimmte UV-Filter.
Doch nicht immer ist bekannt, was individuell zu Irritationen und Reizungen der Haut führt. Daher ist es bei empfindlicher Haut ratsam, auf bekannte, verträgliche Pflegeprodukte zu setzen und die eigene Pflegeroutine nicht zu häufig zu ändern.
Wenn du sehr akut unter empfindlicher und gereizter Haut leidest und nichts zu helfen scheint, solltest Du dermatologischen Rat suchen. Eine Ärztin oder ein Arzt können ermitteln, ob eventuell eine Hauterkrankung besteht und diese gegebenenfalls behandeln.
Ein weiteres Mittel der Wahl ist eine kosmetische Nulldiät. Das heißt: alle Pflegeprodukte zunächst absetzen und die Symptome abklingen lassen. Hier ist teilweise Geduld gefragt, denn das kann auch mal 6-12 Monate dauern. Wenn sich die Haut beruhigt hat, können reizarme Pflegeprodukte schrittweise wieder in die Routine integriert werden.
Die Hauterkrankung Rosacea zeigt viele Anzeichen, die auch bei empfindlicher Haut auftreten: gerötete Haut, Reaktion auf bestimmte Inhaltsstoffe und Reizstoffe, Empfindlichkeit gegenüber Umweltfaktoren etc. Daher ist fast jede Rosacea auch eine empfindliche Haut, aber umgekehrt ist nicht jede empfindliche Haut auch eine Rosacea.
„Wer versteht, wie kosmetische Inhaltsstoffe agieren, setzt den ersten Schritt für eine wirksame Hautpflege“, sagt Biochemikerin Dr. S. Schunter. Als promovierte Biochemikerin entwirrt sie mit Vorliebe die oftmals kryptischen Inhaltsstofflisten von Hautpflegeprodukten: was steckt drin und wie wirkt es. Sie ist überzeugt: Mit diesem Wissen kann für jeden Hauttyp und jeden Hautzustand die richtige Pflege ermittelt werden.
Literaturangaben